Sonntag, 25. September 2011

Westerwelles Versteckspiel

Die internationale Finanzkrise, sowie die drohende Pleite Griechenlands, scheinen momentan einige der wichtigsten Ressorts der deutschen Bundesregierung pausenlos zu beschäftigen. Wirtschaftsministerium, Finanzministerium, Außenministerium... Außenministerium? Während von den Damen und Herren Merkel, Schäuble oder Rösler täglich ein neuer Wasserstand zu vernehmen ist, hat sich das einstige liberale Alphamännchen Guido Westerwelle aus dem politischen Rampenlicht nahezu gänzlich zurückgezogen. Letztmalig auffällig wurde Westerwelle durch seine Äußerungen zum nahenden Ende des libyschen Bürgerkrieges - und sorgte damit, wie ohnehin des Öfteren in der mittlerweile knapp zweijährigen Amtszeit, eher für Kopfschütteln als Anerkennung.
Die Gründe für Westerwelles derzeitige kommunikative Enthaltsamkeit lassen viel Raum für Spekulationen: Ist es die Erleichterung, dass mittlerweile Philipp Rösler die Rolle des gelben Buh-Männchens im stets wenig souveränen Regierungsbündnisses übernommen hat? Ist nach 30 Jahren in der Berufspolitik eine gewisse Amtsmüdigkeit eingetreten? Oder reifte mittlerweile die Erkenntnis, dass Westerwelle sich mit der Annahme des Postens als deutscher Chefdiplomatiker schlicht überschätzt hat und sein Einmischen in die aktuellen Debatten ohnehin wenig ertragreich wäre? Sicher, ein starker Außenminister stünde Deutschland in einer internationalen Krise zweifellos gut zu Gesicht, dennoch bleibt die Erkenntnis, dass Westerwelle mit seinem Versteckspiel zwar nichts richtig, aber auch - und das ist das eigentlich Neue - nichts wirklich falsch macht.

Benjamin Schaller