Dienstag, 19. April 2011

Der wahre Held der Neuzeit

Wie in jeder guten Generationen-Debatte kommt man um das Statement „früher war alles besser“ nicht umher. Natürlich, dass sich hier jedes Gespräch fundamental entscheidend entwickeln kann. Ich für meinen Teil kam mit einer weichen Argumentation in das Gespräch, mit der Aussage, dass es früher ja auch keine Happy-Meals, sondern gewöhnliche Junior-Tüten gab. Und was sich da drin befand drehte sich weniger um das Essen, sondern um die Spielfiguren. Batman-Spielfiguren.

Schwerer im Magen als die geschrädderten Hühnerküken, fritiert und verkauft als Mc Nuggets, lag mir aber die ständige Debatte um den neu erfundenen und scheinbar noch nie entdeckten Superhelden der Neuzeit. Viele nennen ihn auch: Spider-Man.
Kaum vorzustellen, warum die Spinne in der Hierarchie der fiktiven Superhelden so weit oben steht. Wenn wir ehrlich sind, ist Spider-Man nicht mehr als ein Produkt der kapitalistischen Konsumgesellschaft. Kommerziell ausgeschlachtet, vermarktet und weggeworfen. Spider-Man Kostüme für den Fasching, Rucksäcke, Mützen, Hefter, Duschvorhänge, Kuscheltiere, Bettwäsche, Kaffeebecher etc.
Aber warum? Spider-Man, der ursprünglich in den Sechzigern als Comic-Figur entwickelt wurde, ist innerhalb von 5 Jahren( 2002-2007) mit 3 Kinofilmen gepusht und auf die Leinwand gebracht worden. Vieles deutete darauf hin, dass er nun der neue Star am Superhelden-Himmel sein sollte. Die Batman-Scheinwerfer wurden ausgestellt und Gotham City stand im dunkeln. Die Konsequenz daraus reflektiert sich auch in vielen Facetten unseres Lebens wieder. Keine Beständigkeit, kein Raum zur Weiterentwicklung, nichts. Alles muss immer schneller gehen. Auf einmal ist alles Schnellwarenverkauf, der Weg zum schnellen Geld scheint der Marketing- und Filmindustrie wichtiger, als Helden zu kreieren, die Bestand haben. Jene, die realistische Motive besitzen für eine bessere Welt einzutreten.

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Auf der anderen Seite haben wir Batman. Der dunkle Ritter verkörpert etwas, was schwer zu fassen ist, weil nicht zu begreifen. Batman könnte auch einer von uns sein. Jemand, der eintritt woran er glaubt und keine Angst hat sich dem Verbrechen zu stellen. Klar, er stellt sich über das Gesetz und bekämpft jene, die die freiheitlich demokratische Grundordnung zerstören wollen. Selbstjustiz als Gesetzloser. Viele sehen genau darin die Legitimation Batman nicht als einen Helden der Neuzeit anzuerkennen.
Batman, ein Mann im Fledermaus-Kostüm, der nachts das Verbrechen bekämpft und tagsüber ein ehrlicher Unternehmer ist, scheint den Leuten zu banal, nicht aufgregend genug.
Nein, wir brauchen großes Kino! Wir brauchen Typen wie Spider-Man, der durch einen erlittenen Spinnenbiss Fäden durch seine Venen an Fenster schiessen kann, weil so ein Superheldenstatus ja sonst schwer aufrecht zu erhalten ist. Oder einen Superman, der, wenn er nicht gerade eine Twix-Pause einlegt oder ein U-Bahn Gleis ersetzt, hin und herfliegt und der Journalistin Lois Lane gerade den Hof macht. Diese verklärten Superhelden mit ihren Gewinner-Lächeln, sowas lässt sich vermarkten.
Randnotiz: Bei den Recherchen zu Super-Man stellt sich übrigens heraus, dass er fünf verschiedene Arten von Blicken im Reportoire besitzt. Da wären dann der Hitzeblick, der Mikroskopblick, der Teleskopblick, der Röntgenblick, als auch sein berüchtigter Scanblick, der dann wohl dem Fickblick gleichzusetzen ist.

Batman hingegen, benötigt keine dieser Übermenschlichen Fähigkeiten. Zum Kampf besitzt er seinen Verstand und zwei Fäuste – das Gesetz der Straße. Die Kultur die in Batman steckt wird nie zu übertreffen sein. Denken wir nur an die ersten Filme in den Sechzigern mit Adam West. Die erste Neuauflebung des Batman-Mythos 1989 und 1992 unter Regisseur Tim Burton, mit Schauspielern wie Jack Nicholsen als Joker, Michelle Pfeiffer als Catwoman oder Danny de Vito als Pinguin. Da riecht man noch förmlich die Geschichte! Ganz klar, früher war alles besser.

Lars Flinter 

Montag, 4. April 2011

Liberty enlighten us

In Zeiten gewaltiger Veränderungen, Ausweglosigkeit oder tiefster Trauer suchen wir am Horizont nach einem Lichtgeber, jemandem, der uns den Weg weisen kann. Die FDP ist in einer solchen Lage. Gewaltige Veränderungen auf der einen Seite mit dem besten Ergebnis seit Bestehen und Regierungsverantwortung nach drei Legislaturperioden Opposition, Ausweglosigkeit in der Führung angesichts von Landtagswahlen und tiefster Trauer, nichts umgesetzt zu haben, was man versprochen hatte und wovon man zutiefst überzeugt ist, auf der anderen Seite. In drei Worten: Überforderung, Westerwelle und Selbstverleugnung. Wieder einmal im Zentrum der Misere: Guido Westerwelle.

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Der Mann, der sich zur Freiheitsstatute dieser Nation ausgerufen hat. Doch was heisst es eine Freiheitstatue zu sein? Es kann nicht heissen bereits offene Türen einzurennen! Abzuwarten bis sich der erste Konservative Politiker (Ole von Beust, 2003) outet, um es ihm ein Jahr später gleichzutun, wenn seit 20 Jahren an Westerwelles Seite nur platonische Freundinnen erspäht wurden. Es kann nicht heissen von spätrömischer Dekadenz zu sprechen oder zu sagen wer arbeitet soll mehr verdienen als der, der es nicht tut. Nein, Guido Westerwelle rannte schon immer offene Hintertürchen ein. Ob er das nun unbekannterweise bei seinem Mann tut oder in der Politik. Er ist nicht der Mann, zu dem Einwanderer aufblicken und sagen „ Wir haben es geschafft. Endlich in Deutschland!“. Er ist der Mann, der in Ermangelung seiner Eignung für das Amt des Außenministers auf seinen auslandserfahrenen Herausforderer zu Guttenberg einpickte und aus Geltungssucht ein Amt für sich in Beschlag nahm, das er nicht mit zwei statt drei Beratern ausüben kann. Gleichwohl er seinem Vorgänger vorwarf zu viele Berater zu besitzen und historische Leichen wie sein großes Vorbild Hans-Dietrich Genscher hierfür zitierte. Nun gut Genscher ist nicht tot – sein beinahe Alterskamerad Brüderle auch nicht. Schon gar nicht sind sie es für die FDP, wenn es darum geht einen Nachfolger für Westerwelle aus dem Ärmel zu schütteln Ende letzten Jahres. Dies ist die Ausweglosigkeit, in der die FDP steckt, genannt „Westerwelle“.
Doch „dies ist Deutschland hier“. Die Freiheitsstaute ist kein deutsches Symbol. Sie ist nicht bedeutungsschwanger für uns. „The Big Lady“ verbinden wir nicht mit einem Drang nach Freiheit. Seit damals könnten wir dies höchstens mit Westerwelle verbinden, der sich anscheinend gerne in Frauenkleidern, mit Brüsten und größer als alle anderen sieht. Wie gerne hätte er wohl auch solche große Schuhe, um alle Linken zu zertreten. Doch dieser Schuh passt ihm nicht. Er ist eindeutig zu groß für unseren Vizekanzler. Gerne würde er auf dem internationalem Parket solch gewaltige Fußspuren hinterlassen. Allein sein Englisch steht ihm im Weg und wenn er mal deutsch sprechen darf vor der UN, verpatzt er es.
Nein. Der Innenpolitiker Westerwelle ist nicht nachdem wir uns richten sollten – auch nicht im Inneren! Wonach dann? Was erleuchtet unseren Weg in Zeiten gewaltiger Veränderungen, Ausweglosigkeit und tiefster Trauer?
Schlichtweg eine andere Partei? Der Wutbürger lehrt uns, dass keine politische Partei uns vollkommen versteht und all unsere Bedürfnisse abdeckt. Das ist wohl die Bürde der Demokratie. Vielleicht in der Politik. Doch nicht, wenn wir nach Führung und Licht in unserem Leben suchen. Nicht während gewaltigen Veränderungen. Dort sind es Werte. Schauen wir noch einmal auf die Freiheitsstatue. Doch dieses Mal auf ihren Namen. Die Erbauer nannten sie: „Liberty enlighten us“. Als Deutsche tun wir uns mit Freiheit schwer. Die freie demokratische Partei selbst weiß nicht wie sie Freiheit definieren soll, anders als als „Freiheit von etwas“. Die Frage ist wohl immer was wir aus der „Freiheit von“hin zu einer „Freiheit zu etwas“ machen.
Ganz offensichtlich wusste Westerwelle in der Freiheit von der Opposition bei den Koalitionsverhandlungen auch nicht wohin es gehen sollte, als er sich über den Tisch ziehen ließ. Mutti Angela rollte die ausgearbeiteten Papiere der FDP, von denen selbst Ex-SPD-Superminister Clement meinte sie müssten umgesetzt werden, zusammen und meinte zum kleinen Guido „Einmal bücken. Ganz wie Zuhause.“. Und ganz wie Zuhause gehorchte der kleine Guido.
Die Zukunft der FDP liegt ganz klar in einer Zukunft ohne Guido Westerwelle. Am Ende des Landtagswahlmarathons wird man hoffentlich aus der tiefen Trauerstarre gelöst die ausgearbeiteten Papiere, deren wegen die FDP gewählt wurde mit Gewalt aus dem kleinen Guido herausholen. Und sollte dies nicht passieren, so leuchte uns die Freiheit ein bisschen den Weg und wir tun es den Erbauern der Freiheitsstatue gleich, indem wir uns von der ungerechten Tyrannei einer (Drama-)Queen befreien. Denn wir wissen wenigstens wovon wir Freiheit wollen. Freiheit von Guido Westerwelle.

Matthias Morrkopf